Mehr Lebewesen als Menschen auf der Erde 14. Juli 2017Grünen-Mitglieder und -sympatiesanten des Ortsverbandes Bad Krozingen mit Johannes Supenkämper vom Luzernenhof (4.v. links)Grünen-Ortsverband von Bad Krozingen besichtigt LuzernenhofDie Vereinten Nationen haben die Weltöffentlichkeit aufgerufen, sich für biologische Vielfalt einzusetzen und das Jahrzehnt der Biodiversität ausgerufen und in der Tat ist Eile geboten. Seit den 80er Jahren sind 80% der Insektenbiomasse verschwunden. 90% aller Wildpflanzen und 75% der Kulturpflanzen sind jedoch auf Insekten-bestäubung angewiesen!Gleichzeitig fehlt Vögeln und anderen Kleintieren die Nahrung und so sind auch sie in ihrer Existenz bedroht. Winfried Kretschmann drückte es treffend aus: ,,Der Schutz von Insekten und Wildpflanzen ist kein Rand- oder Modethema, sondern eine Menschheitsfrage.“Eine wirksame Möglichkeit dagegen zu halten und zum Erhalt der bioloischen Vielfalt beizutragen, ist die ökologische und damit nachhaltige Landwirtschaft, bei der auf den völligen Einsatz von Herbiziden wie Glyphosat und Pestiziden (Schädlingsbekämpfungsmitteln) und verzichtet wird. 16 % aller landwirtschaftlichen Betriebe in Baden-Württemberg wirtschaften ökologisch – Tendenz steigend.Einer dieser Betriebe, den der Ortsverband Bad Krozingen von Bündnis 90/ Die Grünen kürzlich besichtigte, ist der Luzernenhof in Seefelden, welcher zudem ein Konzept der gemeinschaftsgetragenen Bio- Landwirtschaft realisiert hat und seit 2012 von einem Team ausgebildeter Landwirt/innen, Gärtner/innen und Käser/innen gepachtet, bewirtschaftet und bewohnt wird .Hier werden Milch und vielfältige Milchprodukte, Fleisch- und Wurst, Honig, Getreide und über 50 Arten Gemüse in Bio-Qualität erzeugt, die Kühe werden artgerecht gehalten, 4 Monate lang auf den Weiden gelassen und auch dort gemolken. Über Verteilerpunkte können die Produkte im südliche Breisgau, Markgräflerland und Freiburg von den Mitgliedern der Verbrauchergemeinschaft mittels monatlichem Beitrag und wöchentlicher Bestellung bezogen werden. So erhalten die Teilnehmer ganzjährig saisonale und regionale Biolebensmittel, was durch die kurzen Lieferungswege eine CO2 Einsparung gegenüber Lebensmitteln aus dem Supermarkt bedeutet.Johannes Supenkämper vom Luzernenhof- Team führte an diesem Nachmittag Grünenmitglieder und Grünen-Nahe mit fachkundigen und anschaulichen Erläuterungen durch das gesammte 32 ha grosse Anwesen: Hof, Ställe, Wiesen und Ackerflächen, inklusive einer Fahrt mit Traktor und Anhänger.So konnte man erfahren, dass beim Thema Biodiversität auch der Boden eine elementare Rolle spielt, denn in einer Handvoll Boden gibt es mehr Lebewesen als Menschen auf der Erde ! Die ,,lebendige“ Schicht Humus sei allgemein nur etwa 10cm tief. Auf die komme es aber an, schon um Bodenerosion vorzubeugen, so Supenkämper. Den lebendigen, fruchtbaren Boden zu erhalten sei in seinen Augen ebenso so wichtig wie der Klimaschutz. Ein hoher Anteil an organischer Substanz und der Verzicht auf Pestizide,Herbizide, einseitige Saatfolgen und Monokulturen sei Voraussetzung für ein gesundes, aktives Bodenleben. Hier sei auch der Einsatz von immer schwerer werdenden Landmaschienen in der Intensivwirtschaft erwähnt, welche die lebendige Humusschicht platt machen und alles Leben im Boden auf Jahre zerstöre. Und nicht zuletzt sollte auch auf die zunehmende Flächenversiegelung hingewiesen werden, die auch zu den Gründen des Verschwindens von Insekten, Vögeln und Kleintieren zählt.Wussten Sie, dass durch Flächenversiegelung in Deutschland jeden Tag mehr als 70 ha Boden unter Beton verschwinden ?Die begeisterten Teilnehmer der Besichtigung konnten sich zum Abschluss an einem Umtrunk erlaben und mit Lebensmitteln aus dem Hofladen eindecken.Monika Le Floch-Wierzoch Co- Vorsitzende Ortsverband Bad Krozingen