Unsere Gemeinderäte

hinten: Hartmut Riesterer, Josef Heckle, Ulf Ortner

vorne: Gisela Merkle, Corinna Quartier
  • Corinna Quartier (Fraktionsvorsitzende): “Ich möchte mich für ein lebens- und liebenswertes Bad Krozingen einsetzen: Erhalt und die Aufwertung von Naturräumen und Grünflächen, Räume für Jugendliche, Wertschätzung und bürgerschaftliches Engagement für und von älteren Menschen, Begegnung zwischen den Generationen, Quartierskonzepte, finanzierbarer Wohnraum, Stärkung von ÖPNV, Rad- und Fußverkehr.”
  • Gisela Merkle: “Mit meiner über 40-jährigen Verwaltungserfahrung bei der Stadt Freiburg möchte ich mich für eine soziale und klimafreundliche Gestaltung einer lebenswerten Stadt, bezahlbaren Wohnraum und Belebung der Innenstadt engagieren.”
  • Ulf Ortner: “Mein Hauptaugenmerk gilt der Jugend, jungen Familien und der Schule. Seit 2009 bin ich Gemeinderat und engagiere mich im Helferkreis Asyl. Ein besonderes Anliegen ist für mich die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum in Bad Krozingen.”
  • Josef Heckle:” Ich möchte mich engagieren für die Interessen sozial schwächer gestellter Menschen sowie eine Politik der Nachhaltigkeit, damit spätere Generationen nicht für unsere heutigen Entscheidungen büßen müssen.”
  • Hartmut Riesterer:” Ich möchte mich dafür einsetzen, dass nicht ausschließlich Gewinnmaximierung unser Verhalten und Tun bestimmt. Wir müssen verantwortungsvoll mit bestehenden Ressourcen umgehen, damit auch zukünftige Generationen überleben können.”

Dezember 2019, Winterinterview mit Josef Heckle


Grüne Themen aus dem Kreistag: Die Giftmülldeponie Stocamine bei Mulhouse. Ein Gespräch mit Josef Heckle

Frage: Josef, du bist seit 22 Jahren Mitglied bei den Grünen, fast ebenso lange im Krozinger Gemeinderat, und in der 2. Legislaturperiode für die Grünen im Kreistag. In diesem Rahmen wurdest du ganz neu in den Ausschuss für grenzüberschreitende Zusammenarbeit gewählt. Was sind eure Themen in diesem Ausschuss? Josef Heckle: Eines der Dauerthemen in diesem Ausschuss ist natürlich Fessenheim. Jetzt, wo das Atomkraftwerk in 2020 tatsächlich stillgelegt wird, ist die große Frage, was passiert mit der Region, mit der Wirtschaftskraft, die da verloren geht? Daher gibt es Pläne für einen neuen Industriepark, der grenzüberschreitend organisiert wird, übrigens auch mit finanzieller Beteiligung Bad Krozingens. Aber es gibt definitiv noch andere brennende Themen diesseits und jenseits des Rheins, allen voran die Giftmülldeponie „Stocamine“ in Wittelsheim nördlich von Mulhouse.

Frage: Was hat es damit auf sich? Heckle: In den Salzstock des stillgelegten Kalibergwerks „Stocamine“ wurde ab 1999 Giftmüll ganz unterschiedlicher Herkunft eingelagert. Früher war man sich sicher, dass Salzstöcke ideale Deponiestandorte sind, wo garantiert nichts durchdringt. Heute zeigt sich, dass dieser Salzstock jedoch in Bewegung ist. In Hohlräumen, wo Tonnen mit hochgiftigem Sondermüll lagern, da beginnt sich der Boden zu heben, die Wände drücken sich ein!

Frage: Welche besondere Gefahr geht denn von dem Sondermüll aus? Heckle: Die Deponie liegt unterhalb der Grundwasserschicht, und Wasser sickert ein. Wenn der Salzstock so weiterarbeitet, dass die Fässer zerstört werden und die giftige Lake durch die ehemaligen Schächte in die höheren Schichten dringt, dann gelangt der hochgefährliche Giftmüll ins Grundwasser.

Frage: In unser Grundwasser, in den Rhein? Heckle: Bad Krozingen selbst ist nicht im Zentrum des Gefahrengebietes, aber die Grundwasserströme im Oberrheingraben sind grenzüberschreitend. Die Stadt Breisach ist da mehr gefährdet, weil sie rheinabwärts liegt, und natürlich die Gegend um Mulhouse.

Frage: Was könnt ihr als Kreistag hier konkret bewegen? Heckle: Leider nicht so viel. Der französische Staat hat da erstmal die Daumen drauf, so wie bei Fessenheim. Wir können fordern, wir können bitten – macht doch dies, macht jenes. Wir können Öffentlichkeit herstellen und einen gewissen Druck ausüben, weil jetzt tatsächlich grenzüberschreitende Gremien entstehen und sich die französische Verwaltung ein Stück weit dezentralisiert. Aber wenn wir ehrlich sind, allzu viel können wir nicht tun. Für mich ist das immer noch ein großer Schock, dass da so ein Gefahrenpotential liegt.

Frage: Du hast neue grenzüberschreitende Gremien erwähnt, die im Nachgang zu den Aachener Verträgen zwischen Deutschland und Frankreich entstehen. Welche Bedeutung haben diese Verträge für die Stärkung der Region Oberrhein und die grenzüberschreitende Zusammenarbeit? Heckle: Die Hoffnung auf beiden Seiten ist groß, dass wir ganz neue Dinge schaffen können, eine „Modellregion Oberrhein“, und dass die Nationalstaatsgrenzen dadurch an Bedeutung verlieren. Dass es z.B. wieder eine Eisenbahnbrücke geben wird von Breisach ins Elsass, dass das grenzüberschreitende Eisenbahnnetz reaktiviert wird, dass ein Gewerbepark im Elsass entsteht mit deutscher Beteiligung, das sind Zukunftsvisionen, die auf beiden Seiten des Rheins interessant sind.

Frage: Und was ist dir persönlich an der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit wichtig? Heckle: Ich bin gerne in Frankreich und habe da schon manchen Urlaub verbracht. Ich will die Zusammenarbeit fördern, in welcher Form auch immer. Seit einiger Zeit gibt es Fonds für grenzüberschreitende gemeinsame Projekte, auch im kulturellen Bereich. Ich komme ja aus der Blasmusikszene, und da ist es für mich ein interessanter Aspekt, dass jetzt auch Aktivitäten gefördert werden, die Menschen aus unserem Landkreis und dem Elsass zusammen bringen, um z.B. zusammen zu musizieren. Die Musik ist eine internationale Sprache und bietet sich einfach an. Frage: Und damit schließt sich der Kreis zwischen deinem beruflichen und politischen Engangement. Vielen Dank!

Das Gespräch führte Vera Jeschke

September 2019, Sommerinterview mit Hartmut Riesterer

Heute: Hartmut Riesterer, 61 Jahre alt, Diplom-Psychologe, gebürtiger Tunsler, seit dieser Legislaturperiode für die Grünen im Gemeinderat.

Frage: Wie kamst du denn als Nicht-Mitglied für die Grünen in den Gemeinderat? Hartmut Riesterer: Eigentlich wollte ich ja dieses Jahr nach 15 Jahren Ortschaftsrat Tunsel aufhören, habe mich aber dann entschieden, dass ich mich doch nochmal politisch engagieren möchte. Warum? Weil die grünen Inhalte mir nicht fremd sind, weil das ein Stück weit auch meine Überzeugung ist. Und weil sich die grüne Fraktion in Bad Krozingen bisher nur aus Krozingern zusammensetzte. Mir war es wichtig, dass die Ortsteile in dieser Fraktion zukünftig mehr vertreten sein sollen! Ich hoffe, dass ich in Zukunft also nicht der einzige sein werde, der sich aus den Ortsteilen bei den Grünen findet, sondern dass wir die Fraktion über die Ortsteile vergrößern und die Gewichtung der Grünen im Gemeinderat insgesamt erhöhen.

Frage: Hast du eine spezifisch Tunsler Perspektive, auch aufgrund der landwirtschaftlichen Prägung hier im Ort? H. Riesterer: Ich denke, ich bin von den Tunslern gewählt worden, weil sie mich kennen, weil sie wissen, wer ich bin und wie ich denke. Ich werde jetzt als „der Grüne“ tituliert, aber das stört mich gar nicht, das war ich ja vorher schon, ich fasse das mit sehr viel Humor auf. Einer muss ja da sein! Wir haben in Tunsel ganz viele engagierte junge Landwirte, die sich bemühen, alternative Anbaumethoden zu forcieren und zu diversifizieren. Wir haben nicht mehr nur Erdbeeren und Spargel, sondern auch Heidelbeeren und Melonen! Die jungen Landwirte haben ein ganz hohes Interesse, dass ihre Kinder und Enkel ihren Hof noch betreiben und davon leben können. Die müssen wir ins Boot holen, also die Landwirtschaft unterstützen und fördern.

Frage: Deine Motivation, hast du mir gesagt, liegt u.a. in deiner Naturverbundenheit und deiner engen Verbindung zu Tunsel. Wie übersetzt du das in die Zukunft? H. Riesterer: Wir leben im wunderschönen Markgräfler Land. Es ist sehr wichtig, diese Gegend auch für zukünftige Generationen liebenswert und lebenswert zu halten. Letztlich geht es aber nicht darum, ob man eine Blumenwiese mehr oder weniger macht, sondern darum, unseren bisherigen Lebensstil dramatisch zu hinterfragen – da geht es um Ressourcenverbrauch, Nachhaltigkeit, Ökologie, Mobilität. Solche Fragen werden immer mehr in den Vordergrund treten. Wir müssen gemeinsam möglichst schnell Lösungen finden, die die Fehler, die wir in der Vergangenheit gemacht haben, korrigieren. Denn, und das ist meine Sorge, wir haben nicht mehr viel Zeit, dies zu ändern. Es kann sein, dass es gewisse Scheitelpunkte gibt, die – sobald sie  überschritten sind – eine gewisse Eigendynamik in Gang setzen,  die wir dann trotz  allem Ändern nicht mehr aufhalten können. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass  z.B. Wetterereignisse intensiver auftreten –  Hitze, Niederschläge, Trockenheit – die  uns das Leben schwer machen. Da bedarf es jetzt Entscheidungen, die ganz viele ins Boot holen und zwar so, dass jeder mitgenommen werden kann. Mir ist wichtig, dass man nicht polarisiert, sondern dialogisch vorgeht, dass man aufeinander eingeht,  zuhört und Positionen angleicht. Aber es muss möglichst schnell gehen!

Frage: Vor jedem Neubau stehen zwei Autos! Was kannst du zur Mobilität in Tunsel sagen? H. Riesterer: Wir brauchen natürlich eine bessere Nahverkehrsanbindung. Wir brauchen Fahrradwege! Wenn man in die Einkaufszentren nach Krozingen will, ist Tunsel der Ortsteil, der von Autofahrern die meisten Umwege fordert. Wir sind vom Kernort abgeschnitten, für uns ist Heitersheim näher, das muss man sich mal vorstellen! Das muss sich zukünftig ändern.

Frage: Was bedeutet dir der Tunsler Rebberg, wo wir uns zum Foto treffen? H. Riesterer: Der Tunsler Rebberg ist ein wunderschöner Aussichtspunkt. Man sieht die Veränderungen von Tunsel, sieht wie es wächst. Früher sind wir auf dem Rebberg Schlitten gefahren. Man hat einen Rundumblick zum Schwarzwald, zu den Vogesen, zur Belforter Pforte – und es ist noch ein Geheimtipp…

Hartmut Riestere auf dem Tunsler Rebberg. (Bild: privat)

Das Gespräch führte Vera Jeschke

August 2019, Sommerinterview mit Ulf Ordner

Heute: Ulf Ortner, Realschullehrer a.D., in der dritten Legislaturperiode im Gemeinderat, seit 2014 für die Grünen.

Frage: Wie hast du dich denn zu deiner neuen Solaranlage entschlossen? U. Ortner: Entschlossen habe ich mich im Frühjahr, nachdem ich mit unserem Schornsteinfeger gesprochen hatte, der auch Energieberater ist. Der meinte, das würde gut passen. Wir haben fast Südlage, und die Fläche ist ausreichend. Es passen über 5 kW aufs Dach, die 5200 kWh Solarstrom im Jahr erzeugen, bei durchschnittlicher Sonneneinstrahlung.

Frage: Und wie viel macht das an eurem Verbrauch aus? U. Ortner: Wir werden unseren täglichen Strombedarf eigentlich um 11h bereits komplett gedeckt haben, und danach speisen wir ins Stromnetz ein.

Frage: Wollt Ihr euch jetzt umstellen, Wasch- und Spülmaschine immer zu Mittag laufen lassen? Ja, genau! Die Stromverbraucher müssen vormittags laufen, um den selbst erzeugten Strom verwerten zu können. Gerade in Bad Krozingen ist die Sonneneinstrahlung optimal, wir können das voll ausnützen. Die Einspeisung lohnt sich finanziell nicht mehr so sehr, das war früher mal anders. Zudem war mein Dach kaputt und so konnte ich unter den neuen Dachpfannen gleich energetisch sanieren, so dass ich auch noch den Wärmeverlust verringern kann. Dies zusammen hat dann ein Paket ergeben.

Frage: Und wie lange musst du fleißig Strom produzieren, bis sich deine Investition rechnet? U. Ortner: Bei der Solaranlage wird es sicherlich 18 Jahre dauern, bis sie sich amortisiert hat. Aber das nehme ich gerne in Kauf. Ich glaube, jeder weiß momentan, dass man jetzt den Klimaschutz an erste Stelle setzen muss. Außerdem sind 25 Jahre Garantie auf der Anlage drauf, das lohnt sich auch wieder. Aber der „Gewinn“ kommt sozusagen erst nach 18 Jahren.

Frage: Und wie ist es mit anderen Zukunftstechnologien – der Steckdose für das E-Auto in der Garage oder den Speicher, damit du nicht ins Netz einspeisen musst? U. Ortner: Das ist unser nächstes Ziel. Aber da wollen wir erst mal abwarten, bis der Speicher in den Keller kommt, um die Energiekosten noch weiter zu senken. Die Technologie geht gerade so rasant voran, dass in absehbarer Zeit die Speicher nur noch die Hälfte kosten und die doppelte Leistung bringen sollen. Da kann man eins nach dem anderen machen. Und ein Stromanschluss fürs E-Mobil ergänzt sich dann auch prima.

Frage: Wie kannst du andere Menschen zum Klimaschutz im Alltag motivieren? U. Ortner: Viele Menschen können mit Eigeninitiative etwas auf die Beine zu stellen, z. B. den Vermieter animieren, eine Solaranlage aufs Dach zu machen und so Strom zu sparen. Das spart auch Steuern. Oder mit dem Fahrrad viele Erledigungen machen oder mit der Bahn das Fahrrad mitnehmen. Damit werden viele Emissionen gespart und es ist auch der Gesundheit förderlich!

Ulf Ordner. (Bild: privat)

Das Gespräch führte Vera Jeschke