Bei strahlendem Sonnenschein folgten am vergangenen Sonntag rund 30 Interessierte der Einladung des grünen Ortsverbands und nahmen einen praktischen Einblick in die „solidarische Landwirtschaft“. Auf „Michels Kleinsthof“ im Gewann Lichtacker in Tunsel baut Michael Selinger seit 2,5 Jahren ohne jegliche Pflanzenschutzmittel eine große Vielfalt an saisonalen Gemüsen, Kräutern, Obst und Getreide an. Auf weiteren Flächen in Tunsel und Merdingen hält er außerdem Schafe und Hühner, hat Bienen, Reben, Nuss- und Obstbäume. Der studierte Geoökologe lebte fast 17 Jahre lang in Ostbayern und leitete dort zwei Umweltstationen, u.a. im Klostergarten der Zisterzienserinnen-Abtei Waldsassen. 2017 kehrte er mit der Familie in seine südbadische Heimat zurück und übernahm 5 ha Ackerland, welches von seinem Urgroßvater in Tunsel stammt. Seitdem setzt er konsequent seine Vorstellung von nachhaltiger, biologischer und gemeinschaftlicher Landwirtschaft um. Zahlreiche Freiwillige aus allen Altersgruppen und sozialen Schichten kommen regelmäßig oder sporadisch auf Michels Kleinsthof, um Gemüse zu ernten, Unkraut zu jäten, Jungpflanzen zu pikieren oder schlicht zu tun, was gerade ansteht. Nur mit Hilfe dieser Unterstützung konnte Michael Selinger in den ersten Jahren seinen Betrieb aus dem Nichts aufbauen. Dank des großen Idealismus seiner Gründers ermöglicht der Hof nun ein zufriedenstellendes Auskommen.
Selinger vermarktet seine Produkte direkt, z.B. samstags auf dem Staufener Wochenmarkt; außerdem beliefert er hochwertige Gastronomie in der Region. Um die wirtschaftliche Basis des Hofs zu stärken und finanziell besser planen zu können, strebt Selinger eine ähnlich wie eine Genossenschaft aufgebaute „solidarische Landwirtschaft“ an. Mitglieder zahlen einen festen Betrag im Monat und erhalten dann wöchentlich eine Gemüsekiste, in der auch mal Saft, Eier, Nüsse, Kräutersalz oder Fleisch aus eigener Produktion sein können.
Nach der Führung über den Hof mit Backhaus, einer offenen Hofküche für den Sommer, vielen naturnahen Spielmöglichkeiten für Kinder und einer herzigen Komposttoilette gab es zum Abschluss im Gewächshaus noch heiße Kürbissuppe für alle. Währenddessen wurde weiter engagiert und durchaus kontrovers über konventionelle versus ökologische Landwirtschaft diskutiert. Dabei lautet Michels Plädoyer ja gerade, den Dialog mit allen zu suchen, insbesondere mit seinen Landwirts-Kollegen, und mit uns als Verbraucher*innen. Nur gemeinsam schaffen wir es, eine enkeltaugliche Landwirtschaft zu gestalten, so Selinger, und den kommenden Klimaveränderungen zu trotzen. Aus Respekt für die Natur!
Mehr Infos finden Sie auf Instagram: kleinsthofsolawi, auf Facebook: michaelskleinsthof.solidarischelandwirtschaft oder unter www.michels-kleinsthof.de.
Für den Vorstand: Vera Jeschke
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