KM: Hallo Vera, ich erreiche Dich via Videoschaltung im Homeoffice. Kann man in der humanitären Hilfe überhaupt “auf Abstand” arbeiten?
VJ: Ich arbeite als Projektreferentin für Caritas international von hier aus an Projekten in Afghanistan. Seit März schon nutzen wir sehr intensiv verschiedene digitalen Medien, so dass der neuerliche Lockdown keinen Unterschied mehr macht.
Vor Ort in Afghanistan gab es natürlich zunächst die Herausforderung, die humanitäre Hilfe an die Gegebenheiten mit Corona anzupassen, Schutzmaterialen zu beschaffen und die Menschen damit auszurüsten. Es ist aber auch so, dass die Bevölkerung in Afghanistan im Schnitt sehr jung ist. Daher kommen viele Menschen, die sich anstecken, ganz gut damit zurecht. Man geht davon aus, dass etwa ein Drittel der Bevölkerung die Infektion schon durchgemacht hat. Verlässliche Statistiken fehlen aber, weil nur wenig getestet und die Todesursachen nicht erfasst werden.
KM: Vera, Du bist ja nicht nur im Vorstand des Ortsverbandes, sondern auch Ersatzkandidatin für unseren Wahlkreis für die Landtagswahl 2021. Was zieht Dich nach Stuttgart?
Ich habe für mich erkannt, dass es sich lohnt, sich in die eigene unmittelbare Umgebung einzubringen. Auch wenn mich das Internationale sehr reizt und ich mich da seit Jahren beruflich bewege. Die politische Mitbestimmung beeinflusst unser Zusammenleben und die Regeln, die wir uns geben. Baden-Württemberg ist ein wichtiges Bundesland, bevölkerungsreich und wirtschaftlich stark. Entscheidungen die wir in BW treffen, können über den Bundesrat auch die Bundespolitik beeinflussen. Ich möchte mich für meine Herzensthemen einsetzen: für Umwelt- und Klimaschutz, die Mobilitätswende und ein gesellschaftliches Zusammenleben, das auf Gemeinsamkeit und nicht auf Spaltung basiert.
KM: Natürlich gibt es nicht nur auf Landesebene, sondern auch in der Kommune viele Themen, die angepackt werden müssen. Was steht auf Deiner Wunschliste für 2021 und was wünscht Du uns für Bad Krozingen?
VJ: Uns allen hier in Bad Krozingen wünsche ich zu allererst Gesundheit und Wohlergehen für das neue Jahr, aber auch dass wir als Kommune uns nicht geschlagen geben vor den vielen Herausforderungen, sondern mutig in die Zukunft gehen. Ich wünsche mir ein zukunftsgerichtetes, nachhaltiges politisches Denken und Handeln. Also, was Mobiliät betrifft, Bad Krozingen lebenswert zu gestalten, mehr Platz für Fussgänger*innen und Radfahrer*innen, aber auch mehr Umwelt- und Artenschutz – Photovoltaik auf die Dächer, keine Schotterflächen! Ich wünsche mir natürlich auch, dass unser Einzelhandel diese Krise übersteht, dass wir eine Gastronomie behalten und ausbauen können, die uns in Vielfalt zusammenleben lässt.
KM: Vielen Dank, Vera. Den guten Wünschen für das neue Jahr schließen wir uns vom Ortsverband gerne an.
Das Interview wurde geführt von Kristina Meyer, Co-Vorsitzende des Ortsverbandes der Grünen in Bad Krozingen
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