REKORDRATE DER CO2-EMISSIONEN UND DIE PARISER KLIMABESCHLÜSSE: KONSEQUENZEN FÜR BAD KROZINGEN

Liebe Mitglieder und Mitbürger

Wie Ihr wisst, gab es in Bad Krozingen eine “Energiepotentialstudie” unter Führung der Badenova mit Beteiligung der Bürger, die in den nächsten Wochen im Stadtrat zum Abschluss gebracht werden wird. Die magere Beteiligung der Stadträte bei der Priorisierung liess so zu wünschen übrig, dass wir davon ausgehen müssen, dass nach Abschluss des Verfahrens, nichts bzw. nur marginales geschehen wird. Deshalb habe ich einen Artikel geschrieben – “Paris und Bad Krozingen” dessen ungekürzte Fassung ich Euch hier unten.

Ich empfehle auch die Dokumentation in Arte “Die grosse Stromlüge” (zu finden in der Mediathek von Arte) in der man erfährt, dass in Großbritannien in jedem Winter ca. 40 000 alte Menschen sterben, weil sie die horrenden Heizkosten nicht mehr bezahlen können und dass in Spanien die enge Verflechtung der alten Parteien mit den Energiekonzernen die Erneuerbaren abgewürgt und 100000ende Privatanleger in den Ruin getrieben hat. Auch die enge Verzahnung zwischen EdF und der konservativen und sozialistischen politischen Elite wird ebenso beleuchtet wie in weiteren Ländern. Es gibt deshalb keinen funktionierenden Europäischen Strommarkt. Diese Aufgabe war für Oettinger viel zu gross, sein Nachfolger kommt dafür einfach aus dem völlig falschen Stall, nämlich aus dem der Konzerne.

Den Ernst der Bedrohung durch den ablaufenden Klimawandel zeigt eine weitere Studie im Anhang. Wir – wer denn sonst – müssen also Dampf machen, dass die Energiepotentialstudie von Bad Krozingen nicht folgenlos im Archiv verschwindet!

Natürlich wäre es auch schön, wenn die neueste Meldung der französischen Umweltministerin Wirklichkeit würde:
,,Wenn die regierenden Sozialisten Ernst machen – daran ließ Royal keinen Zweifel – steht demnächst eine 100 Hektar große Industriefläche zur Verfügung…- Noch in diesem Jahr will Royal die angekündigte Stilllegung von Fessenheim rechtlich dingfest machen.”

Friedrich Merkle
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Die Rate der CO2-Emissionen ist heute höher als jemals zuvor in den letzten 66 Millionen Jahren Die Kohlendioxid-Werte unserer Atmosphäre liegen so hoch wie seit Millionen Jahren nicht mehr. Doch wie sich jetzt herausstellt, ist auch die Rate der CO2-Emissionen die höchste seit mindestens 66 Millionen Jahren. Selbst bei dem bislang als vergleichbar geltenden Temperaturmaximum der Erde vor rund 56 Millionen Jahren stiegen demnach die Treibhausgas-Werte der Atmosphäre zehnmal langsamer an als heute. Damit haben wir eine Ära ohne Beispiel erreicht, konstatieren die Wissenschaftler.
Das Paläozän/Eozän-Temperaturmaximum (PETM) vor rund 56 Millionen Jahren brachte unserem Klima einen ungewöhnlich rapiden Wärmeschub. Innerhalb von geologisch enorm kurzer Zeit stieg die Kohlendioxid-Konzentration der Atmosphäre stark an und als Folge erwärmte sich die Erde um rund fünf Grad. Schätzungen zufolge müssen damals zwischen 1000 und 13.500 Petagramm Kohlenstoff in die Atmosphäre freigesetzt worden sein – das entspricht in etwa den gesamten fossilen Brennstoffreserven des Planeten, wie Richard Zeebe von der University of Hawaii in Honolulu und seine Kollegen berichten. Wegen dieser schnellen und starken Erwärmung gilt das PETM heute als bisher bestes Analogon zur heutigen KIimaerwärmung. Forscher erhoffen sich von der genauen Untersuchung der Folgen und Prozesse in dieser Warmzeit Aufschluss darüber, was uns im anthropogenen Klimawandel bevorstehen könnte und wie sich die einzelnen Mitspieler im Klimasystem dabei beeinflussen. Allerdings gab es dabei bisher ein Problem: Wie schnell CO2-Emissionen und die Erwärmung damals tatsächlich abliefen, ist bislang weitgehend ungeklärt.
Zehnmal schneller als beim letzten Wärmemaximum
Um den Verlauf der Erwärmung vor 56 Millionen Jahren genauer einzugrenzen, haben Zeebe und seine Kollegen einen neuen Ansatz gewählt. Sie analysierten das während des PETM abgelagerte Sedimentgestein in einem Gebiet vor der US-Ostküste, in dem diese Ablagerungen besonders engmaschig und vollständig erhalten sind. Das Gestein enthält die Überreste von Foraminiferen, kleinen Wasserorganismen, deren Kalkschalen die damals herrschenden Verhältnisse der Kohlenstoff- und Sauerstoff-Isotope widerspiegeln. Genau dies lieferte den Forschern ihren Ansatzpunkt: Das Verhältnis der Kohlenstoff-Isotope C13 und C14 gibt an, wie viel Kohlenstoff in Form von CO2 freigesetzt wurde. Der Anteil der Sauerstoff-Isotope O16 zu O18 ist dagegen temperaturabhängig, er lässt sich daher als eine Art Thermometer für längst vergangene Zeiten nutzen. Anhand von Isotopenanalysen ihrer Sedimente konnte die Forscher daher bestimmen, wie stark sich sowohl die CO2-Werte als auch die Temperatur damals veränderten. Gleichzeitig aber verrieten ihnen die Analysen, wie schnell dies geschah. Denn hinkt die Erwärmung dem CO2-Anstieg hinterher, dann muss letzterer schneller erfolgt sein, als das Klimasystem reagieren konnte.
Auf diese Weise gelang es Zeebe und seine Kollegen die zeitlichen Abläufe vor rund 56 Millionen Jahren genauer einzugrenzen. Ihr Ergebnis: In den Sedimenten steigen die Anzeiger für die Erwärmung nahezu gleichzeitig mit den Indikatoren für den CO2 -Ausstoß. Das aber spricht dafür, dass die Treibhausgas-Zunahme so langsam war, dass das Klimasystem Schritt halten konnte. “Der Hauptausstoß von Kohlenstoff während des PETM erstreckte sich über mindestens 4.000 Jahre hinweg”, so die Wissenschaftler. “Die maximale Freisetzungsrate lag bei rund 0,6 bis 1,1 Petagramm pro Jahr.” Zum Vergleich: Der heutige anthropogene CO2-Ausstoß liegt bei rund zehn Petagramm pro Jahr. Das aber bedeutet, dass selbst die bislang schnellste und dramatischste Klimaerwärmung der jüngeren Erdgeschichte noch rund zehnfach langsamer ablief als der aktuelle Klimawandel.
“Die Rate, mit der heute Kohlenstoff in die Atmosphäre freigesetzt wird, ist damit während der gesamten Erdneuzeit von 66 Millionen Jahren beispiellos”, konstatieren Zeebe und seine Kollegen. Damit aber kann uns selbst das Paläozän/Eozän-Temperaturmaximum kaum mehr als Modell dafür dienen, welche Folgen der aktuelle und künftige Klimawandel auf die Natur hat. “Wir haben nun effektiv eine Ära erreicht, für die es kein Analog mehr gibt”, betonen die Forscher.
Quelle:Richard Zeebe (University of Hawaii at Manoa, Honolulu) et al., Nature Geoscience, doi: 10.1038/ngeo2681 © wissenschaft.de – Nadja Podbregar 22.03.2016
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DIE PARISER KLIMABESCHLÜSSE: KONSEQUENZEN FÜR BAD KROZINGEN
„Unsere Welt, wie wir sie kennen, ist akut bedroht. 2015 wurde zum wärmsten seit Beginn der Aufzeichnungen. Die Folgen dieses Trends sind unabsehbar.“ So schreibt Chefredakteur J.-R. Zimmermann von der Zeitschrift Neue Energie. Ähnliches formulieren alle Fachleute, die sich Jahrzehnte mit Klimawissenschaft vorurteilsfrei beschäftigt haben. Jedoch: Die Politik rührt sich nicht. Diese Botschaft ist in Politik und vielen Verwaltungen noch nicht angekommen. Auch in Bad Krozingen nicht. Auch bei uns Bürgern nicht wirklich. Ich meine das ganz provozierend! Um zu verstehen, was in Bad Krozingen zu tun ist, müssen wir aber zunächst bei der Bundespolitik bleiben: Ein Großteil der Energiewende-Ziele, Klimaziele und Zusagen in Paris sind nach derzeitigem Stand nicht erreichbar. Umweltministerin Hendrix zieht Hü – Wirtschaftsminister Gabriel zog und zieht Hott und wehrt sich – getrieben von IG Bergbau und Energiekonzernen – gegen den Kohleausstieg. Der Photovoltaik wurde die bittere Medizin schon verabreicht – mit dem gewünschten Ergebnis: Sie wurde fast abgewürgt. Über die Verluste zehntausender Arbeitsplätze wurde dabei kaum gesprochen! Nun soll es mit der EEG-Novelle 2016 die Windenergie treffen! Die Bundesregierung proklamiert Klimaschutz und feiert sich sogar! Praktisch betreibt sie im Moment das Gegenteil! Tatsächlich aber ist die Bedrohung extrem hoch, auch bei uns in Europa! Und das Zeitfenster, diese Bedrohung beherrsch-bar zu halten ist leider kurz – bestenfalls 30 Jahre, vermutlich weniger. Selbst wenn wir die Ziele der Pariser Klimakonferenz er-reichen – was sehr, sehr unwahrscheinlich ist – sind die Bedrohungen hoch. An der schnellen Decarbonisierung führt also kein Weg vorbei. Von 15000 Gigatonnen CO2 in Form von Öl, Kohle oder Gas müssen wir 14000 Gigatonnen im Boden lassen. Das wird schwierig! Denn die Konzerne werden ihre fossilen „Schätze“ noch verschleudern wollen, um ihre Fehlinvestitionen zu retten. Das senkt die Preise und wir alle haben bis ins Mark gelernt: „Geiz ist Geil“ und wollen billigst heizen, Autofahren und fliegen. Es gibt auch gute Nachrichten: Der Ausstieg aus fossilen Energieträgern und Atomkraft ist machbar. Die Techniken dazu sind entwickelt. Nach
Prognose der Fraunhofer ISE Freiburg ist die PV in wenigen Jahren die preiswerteste Strom-Energiequelle. Und: Die Aktien-Kurse der Atomkonzerne waren schon in freiem Fall,
Vattenfalls Braunkohlereviere in der Lausitz schwer verkäuflich. Pensionsfons und Großaktionäre steigen aus fossilen Energien aus und in Erneuerbare ein. Dennoch hat ein Großteil der Menschen und auch der Entscheidungsträger die Brisanz noch immer nicht begriffen: WIR alle müssen viel an unserem Verhalten ändern! Beispiele sind: Autos: Bis 2030 müssen die Antriebe von „Fossil“ auf „Erneuerbar“ umgestellt sein! Häuser: Viele Neubauten sind heute schon CO2 neutral. Das ist mach- und bezahlbar und gleichzeitig ein Gewinn an Lebensqualität und Behaglichkeit. Die Herausforderung ist die Sanierung der Bestands- Immobilien! Leider geistern so viele falsche Informationen durch die Medien. Heizungen: Ab 2030 darf nicht mehr in Heizanlagen mit fossilen Brennstoffen investiert werden! Nun werden wegen des momentan niedrigen Ölpreises bei uns wieder viele Ölheizungen gekauft. Das ist schwer erträglich und gegen den Klimaschutz gerichtet! Nun zu Bad Krozingen: Das vorgegebene Programm Energiepotentialstudie ist absolviert, die Potentiale sind aufgezeigt und vom Stadtrat begutachtet. Nun kommt die Erkenntnis: „Wir haben kein Geld! Nächster Tagesordnungspunkt.“ So darf es nicht laufen! Einige Stadträte haben kein Interesse an dem Thema, weil sie es noch immer für ein Problem unter vielen halten oder gar den Klimawandel-Leugnern Glauben schenken. Der zusammen mit Breisach und Vogtsburg angedachte und vom Land subventionierte ausgebildete Energiemanager muss kommen! Nur entsprechend personell ausgestattet können die Potentiale bei PV, Altbau- und Heizungssanierung den Bürgern schlüssig erläutert werden. Denn die Materie ist komplex, aber die Chancen sind riesig. Auch ganz gewiss für das heimische Handwerk. PV-Anlagen lohnen sich trotzdem wieder in Verbindung mit intelligenten „smarten“ Speichern, die ausgereift verfügbar sind. Man kann so 70-80 % des Eigenstroms erzeugen – die jährlichen Strompreiserhöhungen – mit unterschiedlichen Begründungen – vermeiden und gleichzeitig das Klima schützen. Sie erinnern sich an den Vortrag von Uwe Petersen. Altbauten energetisch sanieren: Das senkt nicht nur die Energiekosten, es erhöht vor allem Wohnkomfort und Behaglichkeit, somit auch den Wert der Immobilie – auch zur Vermietung! So kann die Energiewende auch in Bad Krozingen vorangebracht und der Klimawandel gebremst werden. Andere Länder machen auch das, was geboten und wirtschaftlich ist! China und USA haben uns dabei längst abgehängt! Wir erfinden – andere profitieren!? Das ist kein weitsichtiges Modell! Dabei gibt es in Südbaden schon einige prämierte Kommunen, die sich das Ziel „Energieautonome Kommune“ auf die Fahne geschrieben haben. Wann gehören wir dazu?
Friedrich Merkle, 22. März 2016

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