Wie kann die Wende in der Landwirtschaft gelingen? 6. Juli 20226. Juli 2022Lebrecht Schneider (links) und Reinhold Pix (rechts). Bild: PrivatAm 1.7 22 trafen sich eine engagierte Gruppe von Menschen im Kurhaus, um über die Frage zu diskutieren, wie der Wandel in der Landwirtschaft, hin zu 30-40% Ökolandwirtschaft bis 2030 gelingen kann. Die beiden Referenten, Reinhold Pix (MdL) und Lebrecht Schneider von der Dachswanger Mühle, berichteten zunächst über die politischen Rahmenbedingungen und Ziele (Pix) und den Alltag aus der Sicht eines Ökolandwirts (Schneider).Mit der Gesetzesnovelle zur Stärkung der Biodiversität hat sich Baden Württemberg 2020 den gesetzlichen Rahmen gesteckt, sowohl den Ökolandbau zu fördern als auch allgemein den Pflanzenschutzmittelverbrauch um 40-50% bis 2030 zu verringern. Nun ist es am Land, mit gutem Beispiel voranzugehen und auf landeseigenen Flächen dies umzusetzen und mit flankierenden Maßnahmen weitere Märkte für Biolebensmittel zu schaffen. So bezuschusst das Land die eigenen Kantinen und Mensen mit insgesamt 25 Millionen Euro, um dort den Biolebensmittelanteil auf 40% zu erhöhen und hat Regionalmanager gefördert, die mit Beratung zur Hofumstellung unterstützen. Absatzmärkte waren auch für Lebrecht Schneider das entscheidende Thema. Er bewirtschaftet zusammen mit seinem Bruder die 130ha Fläche der Dachswanger Mühle in Umkirch und baut Getreide Kartoffeln und Soja an. Das Getreide wird in Partnerschaft mit der Grether Mühle in Sulzburg vermahlen.Gleich zu Beginn kam Herr Schneider auf die Notwendigkeit von verlässlichen Absatzmärkten zu sprechen. „Wenn ein Landwirt etwas anbaut, dann muss er wissen, dass er für seine Produkte Abnehmer hat“, so Schneider. Ist die Situation unsicher, müssen Märkte erst noch erschlossen werden oder der Landwirt in die Direktvermarktung gehen, dann sind die Hürden wahrscheinlich für die meisten zu hoch.Als Beispiel nannte er das veränderte Kaufverhalten der Kunden während und nach der Coronakrise. Während der Zeit der Lockdowns gab es ein sehr ausgeprägtes Bedürfnis mit hochwertigen Lebensmitteln selber zu kochen und zu backen, was zu einer sehr erfreulichen Situation bei der Nachfrage nach regionalen Biolebensmitteln führte. Mit dem Ende der Maßnahmen nahm aber auch die Nachfrage wieder ab. Hinzugekommen sind nun der Ukrainekrieg und die Energieknappheit die die Menschen finanziell verunsichern und sie deshalb zu günstigen Lebensmitteln greifen lassen.Aus den vorangegangen Statements entwickelte sich eine lebhafte Debatte über die Notwendigkeit von gesetzliche Rahmenbedingungen, um die bisher nicht eingepreisten Umweltschäden (z.B. Biodiversitätsverlust, Belastung des Grundwassers mit Nitraten und Pestiziden) bei konventionellen Produkten abzubilden und so ein faires Preisniveau zu schaffen. Angesprochen wurde ebenfalls die Problematik des globalen Handels. Durch zahlreiche Freihandelsabkommen werden immer mehr billige ausländische Konkurrenzprodukte angeboten, deren Qualität und Umweltverträglichkeit schlecht oder gar nicht kontrollierbar sind. Ebenso wurde befürchtet, dass Vertriebswege, wie sie im Moment bei konventionellen Produkten üblich sind (Großhandel, Einzelhandel, globaler Warentransfer) zu erneuten Abhängigkeiten, Preisverfall und letztlich Massenprodukten mit deutlich schlechterer Qualität führen. Ganz deutlich geht der Appell an die Politik, hier regulierend einzugreifen.Insgesamt war die Veranstaltung durch die Erfahrungsberichte von Herrn Schneider und einem im Publikum anwesenden Landwirt spannend und aufschlussreich. Als Fazit nehmen wir mit, dass Ökolandwirtschaft nicht nur bedeutet nachhaltig mit der Umwelt umzugehen, sondern dass eine gehörige Portion Enthusiasmus, Mut und Bereitschaft zur Direktvermarktung noch immer notwendig sind.Für den Vorstand des Grünen Ortsverbandes BK,Kristina Meyer