Gerhard Zickenheiner MdB sieht Zielkonflikte um die Ressource Wasser 29. September 202029. September 2020Auf Einladung des Vorstands der Grünen in Bad Krozingen sprach der grüne Bundestagsabgeordnete Gerhard Zickenheiner aus dem Wahlkreis Lörrach-Müllheim vergangene Woche zum Thema: „Durst! Geht uns in Südbaden das Wasser aus?“ im Corona-gerecht bestuhlten Platanensaal des Kurhauses vor einem zahlreichen Publikum. Auf dem Hintergrund des Klimawandels in Südbaden, wo eine Erwärmung um annähernd 2 Grad Celsius bereits erreicht ist, ergeben sich immer größere Zielkonflikte um die wertvolle Ressource Wasser. So führte Zickenheiner, der studierter Architekt, Stadtplaner und Nebenerwerbslandwirt ist, in den thematischen Abend ein. Nach Aussagen der Forstwirte sind die Waldböden im Schwarzwald ausgemergelt; die Humusschicht nimmt ab und kann immer weniger Wasser speichern. Nicht nur die Fichte hat der andauernden Trockenheit nichts mehr entgegenzusetzen und stirbt ab. Soll der Schwarzwald als Waldgebiet erhalten bleiben, steht ein zwingender Umbau hin zu trockenheitsresistenteren Baumarten an. Auch der Obstbau sieht sich mit erheblichen Schäden am Baumbestand und an Jungbäumen konfrontiert. In vielen höher gelegenen Dörfern fallen Brunnen trocken. Dabei ist die Trinkwasserversorgung an und für sich nicht gefährdet. Aber in Zukunft wird es um ein Vielfaches teurer, Wassersicherheit durch die Zusammenarbeit zwischen den Gemeinden herzustellen.Auch wenn wir im Rheintal über genug Grundwasser verfügen, gibt es dennoch ein ähnliches Phänomen: Brunnen senken sich ab, müssen vertieft oder verlegt werden. Die Entnahme von Oberflächen- oder Brunnenwasser zur intensiven Beregnung von Mais oder Feldern mit Sonderkulturen ist dabei ein wichtiger Faktor. Ein anderer ist die Tatsache, dass die Bodentemperaturen steigen. Dazu tragen neben dem Klima auch die intensive landwirtschaftliche Nutzung, mangelnde Verschattung, Austrocknen und die Bodenerosion durch Wind bei. Abhilfe können da beispielsweise bodendeckende Winterkulturen, neu anzulegende Feuchtgebiete, Gehölzrandstreifen oder die Renaturierung von Wasserläufen schaffen.Während in der Vergangenheit die Entwässerung in Landwirtschaft und im Städtebau zum wirtschaftlichen Wachstum beitrugen, muss heute daher ein Umdenken einsetzen: In der Bauleitplanung hat der Begriff der „Schwammstadt“ Einzug gehalten: Wie können wir so bauen (lassen), dass die überbaute Fläche die gleiche Menge an Regenwasser aufnehmen kann wie zuvor, und dieses dann langsam wieder abgibt? Dafür müssen Maßnahmen kombiniert werden, wie z.B. Dachflächen begrünen, Gärten entsiegeln und entlang der Fundamente Schottergruben im Boden anlegen, so dass auch sintflutartige Regenfälle aufgenommen werden können.Die anschließende Diskussion war durchaus vielfältig. Besorgnis über die abnehmende Schüttung der Schlatter Quelle, die Nitratverseuchung der Tunsler Brunnen, aber auch der steigende Wasserbedarf der Großstadt Freiburg, der aus den Hausener Brunnen gedeckt wird, waren wichtige Redebeiträge.Gerhard Zickenheiner hat lebhaft deutlich gemacht, dass in unserem Ökosystem alles vernetzt ist, dass Forst- und Landwirtschaft und schließlich der Mensch um dieselbe knappe Ressource Wasser konkurrieren. Daher lassen sich diese Herausforderungen nur vernetzt lösen.Die Frage aus dem Publikum, ob es Bad Krozingen als „Wasserstadt“ nicht anstünde, wasserfreundlicher zu bauen, muss letztlich von den Gemeinderät*innen aller Fraktionen beantwortet werden.Für den Vorstand: Vera Jeschke