Fessenheim ist stillgelegt!

Ein Anlass zur Freude von Dora Pfeifer-Suger (Müllheim), Co-Vorstand der Grünen im Ortsverband Markgräflerland und Mitbegründerin des Aktionsbündnisses „Fessenheim stilllegen. JETZT!“

Frage: Dora, du warst über Jahre aktiv im Widerstand gegen das Atomkraftwerk Fessenheim. Fessenheim ist jetzt abgeschaltet. Was bedeutet das für dich? Dora Pfeifer-Suger: Ich freue mich darüber! Wir haben jahrzehntelang dafür gekämpft, dass dieses AKW abgeschaltet wird. Und jetzt ist es soweit. Manchmal kann ich das noch gar nicht glauben, aber es ist natürlich wirklich toll!

Frage: Wie bist du denn zu diesem Engagement gekommen?

D. Pfeifer-Suger: Eigentlich war ich seit dem Super-GAU von Tschernobyl 1986 schon an Anti-Atom-Protesten beteiligt. Ende der 80er Jahre bin ich dann nach Badenweiler gezogen und war von da an recht aktiv im Widerstand. Zuerst bei der AGUS-Markgräflerland, später bei den GRÜNEN und dem Aktionsbündnis „Fessenheim stilllegen. JETZT!“

Frage: Unter den vielen Veranstaltungen im Protest gegen Fessenheim und für die Stilllegung – Menschenketten, Die-in, Konzerte, Mahnwachen – was bleibt dir in besonderer Erinnerung? D. Pfeifer-Suger: Was mir besonders in Erinnerung geblieben ist, ist die erste Demo nach Fukushima. Am Wochenende nach dem Tsunami, als in Japan ein Atomkraftwerk nach dem anderen ins Trudeln kam, haben wir zu zweit beschlossen, am Montag Abend zu einer Mahnwache aufzurufen. Da kamen gleich 200 Leute! Am Tag darauf haben wir das deutsch-französische Aktionsbündnis „Fessenheim stilllegen. JETZT!“ gegründet. Und die Woche darauf eine große Demo angekündigt von Neuenburg zur Grenze rüber nach Frankreich. Unsere französischen Freunde haben die Demo auf der französischen Seite angemeldet. Wir haben uns gesagt, wenn 1.000 Leute kommen, dann ist das echt supergut. Und dann kamen fast 10.000! Das war eine sehr eindrucksvolle Geschichte. Es war auch kaum Polizei vor Ort, weil niemand damit gerechnet hatte, dass so viele Menschen kommen würden. Ungefähr ein Drittel kam aus Frankreich, und auf der Rheinbrücke Neuenburg-Chalampé haben wir uns dann getroffen! Es war aufregend, spannend und sehr anstrengend, diese großen Demos zu organisieren, die in den Jahren nach Fukushima gelaufen sind. Die haben wir hauptsächlich hier von Müllheim aus organisiert, und ich war immer mit dabei. Das war prägend, das bleibt mir mit Sicherheit in Erinnerung!

Frage: Wie hat denn der grenzüberschreitende Widerstand gegen Fessenheim zur Verständigung zwischen Deutschen und Französ*innen beigetragen? D. Pfeifer-Suger: Der Anti-Atom-Widerstand im Dreyeckland war immer tri-national, in der Hauptsache deutsch-französisch, aber auch zusammen mit der Schweiz: gegen Wyhl, Fessenheim, Kaiseraugst oder Gerstheim – gegen alle Atomanlagen, die hier am Oberrhein einmal geplant gewesen waren.

Frage: Und wie siehst du jetzt die Zukunft für Fessenheim angesichts des Rückbaus? D. Pfeifer-Suger: Der Rückbau dauert ja viele Jahre. Zuerst muss die Notstromversorgung für die Abklingbecken der Brennelemente nachgerüstet werden. Das AKW produziert ja keinen eigenen Strom mehr und muss nun seinen Strom aus dem normalen Netz beziehen. Dann hoffe ich, dass bis in etwa drei Jahren die Brennelemente abtransportiert sind. Aber es gibt noch andere Defizite…  Und dann bleibt die große Frage, was kommt danach? Das Grundstück ist riesig und gehört der EDF (Electricité de France, mehrheitlich staatlicher französischer Energiekonzern, Anmerkung d. Red.). Ursprünglich sollten hier ja einmal 4 Reaktoren hin, und die EDF hat wegen dem anhaltenden Protest nur 2 gebaut. Ich hoffe sehr, dass der Oberrhein dann atomkraftfrei wird und bleibt!

Frage: Liebe Dora, vielen Dank für dieses Gespräch.

Die Fragen stellte Vera Jeschke

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